Ausblicke, Einblicke, Durchgänge
Wieder im LWL- Museum für Kunst und Kultur in Münster, diesmal der Versuch, unter Beachtung des Schutzes der Persönlichkeitsrechte fremder Menschen trotzdem Personen zu fotografieren. Viele der großartigen Werke der Streetphotographie aus früheren Jahrzehnten wären unter den heutigen gesetzlichen Bedingungen nicht möglich – wenn wir an Henri Cartier-Bresson denken, an Vivian Maier oder Elliot Erwitt, um nur drei zu nennen.
Hier bekommt ihr also meinen Blick auf die von Menschen belebten Räume.
Klick auf ein Bild und es öffnet sich die Galerie.
Fenster zum Eingang, Ausgang, …
Foyer
Besucherstrom mit Buchstabenresten – sie stammen von Sean Scully
In Betrachtung der Fassade des Altbaus
Selfie auf der Treppe
Am Eckfenster
Auch außerhalb des Museumsgebäudes gibt es was zu sehen – zur Freude der Aufsichten:
Die Kollegin rufen, um ihr eine Entdeckung zu zeigen. Welche? Siehe nächstes Foto:
Fototermin im Eingangsbereich: Brautjungfern mit Skulptur
Menschen in der Betrachtung von Kunstwerken – oder Räume durchschreitend:
Ausblick über Madonna auf den St.Paulus-Dom (1264 geweiht) in Münster – Maria hier ohne die zehn Apostel, um 1370/74
Kopflos – ein Römer? Hat nichts mit Politik zu tun … nein: einer der zehn Apostel, die in diesem Raum mit Maria wachen.
Festlich präsentiert, trotzdem eilig durchschritten
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Ich bins noch mal kurz. Ich hätte die Fotos auch ohne Menschen gemocht, durch ihre Komposition, die Architektur, die Linien etc. Mit Menschen sind sie aber noch spannender. Sie sind kleine Störfaktoren, die das Symmetrische, das Akkurate, das Gerade und Kühle wunderbar unter- und aufbrechen und so einen schönen Kontrast bilden. Sie bieten aber noch so viele andere Interpretationsmöglichkeiten. Vielleicht macht das auch so viel von der Spannung aus, weil man viel hineininterpretieren und viel in Beziehung setzen kann. Eine tolle Reihe!!! Bin sehr angetan 🙂
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Das freut mich total, dass du noch mal wiedergekommen bist, Almuth. Gerade wenn die Menschen so klein in dem Bild erscheinen, stellt sich der Gedanke ein, sie könnten auch ruhig ganz fehlen. Aber wie du schon sagst, sie bringen Spannung in die Ruhe der harmonischen Linien. Und letztlich zeigt mein Versuch, das Persönlichkeitsrecht nicht zu verletzen, den Menschen in seiner angemessenen Proportion zur Welt, oder?
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Ja, das hast du gut getroffen!
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„In Love with the World“ sounds like a fine motto for a photographer’s life.
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Ha ha! I can actually translate the title without help! (And „Ausgang“ – we got used to that word on the highways). 😉 I’m impressed by how well you balanced excellent photography with privacy, that is amazing. I like the unusual vantage points, or perspectives, and the different kinds of light. „Am Eckfenter“ is beautiful – but they all are. Excellent work!
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Hi Lynn, if your German keeps increasing this way, you won’t need any translator soon.
I’m glad you appreciate the photos, even though they don’t contain any nature elements (except humans of course) which you (and I 🙂) love.
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Not quite right about the German, my dear!! 😉 🙂
You would see more photos of cities, buildings and architecture – and maybe even people – from me if those subjects were more available. I like it all. An old friend co-wrote a book recently, called „In Love with the World.“ It was written with her Tibetan Buddhist teacher and it sounds good. I haven’t read it but the title alone resonates.
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Ich komme noch mal wieder, habe jetzt nicht so viel Zeit, aber suuuuper Aufnahmen. Total toll!!! Und ja, die Menschen beleben diese Räume sehr. Da merkt man erst, was sie ausmachen, wenn sie nicht da sind. Hm, mit den Gesichtern bleibt zur Not wohl nur übermalen oder wie? Du hast es ja gut gelöst. Sehr sehr schön dein Museumsausflug 🙂
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Freut mich sehr, Almuth!
Die Gesichter habe ich Mi Unschärfe behandelt: je größer man sie zu ziehen versucht, desto undeutlicher werden sie. Das stört in der normalen Ansicht fast gar nicht. Toll, dass du das entdeckt hast.
Komm gut durch den Tag, bald wird’s kühler.
Oder geh ins Museum 😉, für die Kunstwerke wird besser gesorgt als für die Menschen.
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wunderbare Photos: klare, schlichte Aufnahmen, zugleich voll Mystik und auch leisem Augenzwinkern (Brautjungfern)…in den Bildern warten Geschichten auf denjenigen, der sie lesen möchte.
liebe Grüße
Gabriele
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Ich freue mich, dass du mit diesen Fotos auch Mystik verbindest, Gabriele, denn zwischen Fotografin und „subject“ entsteht eine mysteriöse (wenngleich keine mystische, üblicherweise) Beziehung, auch wenn die Fotografierten dies gar nicht bemerken.
Und die Geschichten stecken auf jeden Fall drin: oft hatte ich die fotografierten Menschen schon eine Weile im Auge, so dass ich die Situationen, in denen ich den Auslöser drückte, entstehen sehen konnte.
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wunderbare, stimmungsvolle und aussagekräftige aufnahmen, liebe ule! an hopper musste ich auch denken.
ja, das mit der mensch-fotografie ist leider schwierig geworden… einfach so gehts jedenfalls nicht mehr!
danke für diese eindrücke und ganz herzliche grüße!
diana
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Danke für deinen Besuch, liebe Diana! Allmählich werde ich versuchen, mir das Klagen über den veränderten Rechtsrahmen der Fotografie abzugewöhnen und kreative Wege des Umgangs mit dem status quo zu suchen, den ich nicht ändern kann.
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Liebe Ule, auch ich liege im Clinch, wenn ich Menschen fotografiere und versuche nun seit einiger Zeit diese von hinten aufzunehmen oder aus der Vogelperspektive und doch lässt sich, wie bei dir, nicht immer verhindern, dass man eben doch Gesichter erkennen kann. Hier muss man ja nur das Bild selbst nehmen und einzelne Personen ganz nah heranzoomen, um sie in ein Profilraster einfügen zu können …
Ich gebe dir Recht, viele der zur Berühmtheit geratenen Fotografinnen und Fotografen sähen sich heute dem Urheberrecht gegenüber. Bilder aber leben durch Menschen. Bei der Tageszeitung, fü die ich neuerdings schreibe und fotografiere, heisst es: in der Masse ist noch alles erlaubt, bei Einzelporträts muss ich fragen.
Ich mag sehr die Pflanzenfotografie und auch mal hier und da ein Tier(chen) oder die reine Architektur, die Linien und Formen, aber immer bleibt es ein stückweit „unbelebt“, wenn die Menschen fehlen, manchmal langweilt es mich sogar … Heute unterwegs in der nahen Kleinstadt habe ich Bilder gesehen, die ich nun versuche in Worte nacherlebbar zu machen, das ist dann eine weitere Möglichkeit für mich.
Gerne habe ich den Dialog von Gerda und dir gelesen. Gerda hat es als Zeichnerin wahrlich einfacher, uns bleibt die Abstraktion und die Möglichkeit die Architektur in den Vordergrund zu rücken, die Rückenansichten und die Vogelperspektive, so, wie du es mit deinen grandiosen Bildern gezeigt hast!
Liebe Grüsse
Ulli
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Dass du deine Blogpause unterbrichst, um hier einen ausführlichen Kommentar beizusteuern, freut mich kolossal und ehrt mich zugleich, liebe Ulli.
Dass Menschen in meinen Fotos vorkommen, ist eine große Seltenheit geworden. Wie du schon schriebst, ist es ungefragt kaum noch möglich. Für dich wird die rechtliche Frage mit deiner Pressearbeit um so wichtiger.
Die Rolle des Menschen in der Zeit, im Umgang mit der Natur und anderen Menschen, mit sich selbst auch – das sind Fragen, die es uns (darzu)stellen drängt. Dies ohne den Menschen zu zeigen tun ist eine Herausforderung, die mich reizt, denn es gibt doch eine Menge Möglichkeiten dazu. Ausprobieren, was geht, hat mir schon immer Spaß gemacht.
Bilder in Worten nacherlebbar zu machen: das weckt meine Neugier und ich hoffe, du wirst auf deinem Blog eines Tages davon zu lesen geben. Bis dahin wünsche ich dir eine fruchtbare Pause.
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Die (rechtlich erzwungene) Schemenhaftigkeit der Personen lässt – auch im Zusammenspiel mit einer gewissen Verlorenheit dieser Quasi-Figuren im Raum – wunderbare Allegorien des modernen Menschen entstehen, die in ihrer Radikalität an Edward Hopper erinnern.
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Ja! An Hopper habe ich auch sofort gedacht! Nicht vor dem Fotografieren, aber beim Kontrollblick auf den Monitor direkt danach. Toll, dass du das auch siehst! Der moderne Mensch auch als Teil einer Dekorationskultur wird auf einigen Bildern ganz gut erkennbar, und je stärker du versuchst, ihm durch Vergrößerung ins Gesicht zu sehen, desto stärker entzieht er sich in Unschärfe. Kurz und knackig auf dem Punkt – ein klassischer Sabine-Kommentar ( obwohl alle wissen: sie kann auch lang und knackig punkten!). Sei von Herzen bedankt.
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Das finde ich jetzt eine schönes Zusammentreffen, denn ich versuche ja grad zeichnerisch Menschen und architektonische Räume bzw Dingwelten zueinander in Bezug zu setzen. Dabei stieß ich bisher auf drei Lösungen: der Mensch gliedert sich in den Raum ein und übernimmt seine Formensprache (Kubisten) – Der Mensch prägt seine Formensprache der Umwelt auf (Romantik) – Mensch und Dingwelt/Architektur bleiben getrennte Elemente des Bildes, die verschiedenen Ästhetiken gehorchen und sich nicht ineinander übersetzen lassen.
Deine Bildern 3-7 leben vom Gegensatz, wobei die Formensprache des Raums dominiert, den die Menschen schattenhaft durcheilen. ohne auf den Raum in irgendeiner Weise abzufärben. Beide bleiben getrennt. Wenn die Türen geschlossen werden, sammeln sich die Menschen draußen zu ihrem gewohnten Tun und die Räume kehren zu ihrem reinen architektonischen Zustand zurück.
Bei 9-11 teilen sich die Menschen und die Exponate den Raum, der in seiner Bedeutung zurücktritt. Er wird farbiger Hintergrund für gemalte, hölzerne und bewegte menschliche Gestalten. Das Abbild hat dabei mehr Substanz als die flüchtige Präsenz des Besuchers. Da du allerdings die gesamte Atmosphäre ins Ungefähre tauchst, ist dieser Unterschied nur bei Bild 10 deutlich erkennbar.
Der durch die neuen Bestimmungen erzeugte Zwang, Menschen nur noch als unerkennbare Schatten, Rückenfiguren oder gesichtslose Kleidungsstücke zu fotografieren, hat dich zu diesen Lösungen geführt, die als solche eine hohe symbolische Aussagekraft haben. Der Mensch wird unbedeutend, ein Schatten nur, angesichts der hochheiligen Welt der Dinge, der Kunst und Architektur. Er ist nicht der Schöpfer, sondern das Anhängsel und der Konsument dieser Welt. .
Beim Zeichnen habe ich andere Möglichkeiten, Raum und Mensch in Beziehung zu setzen (vergl. meine heutigen Überlegungen dazu), aber auch da fragte mich heute Petra Pavlowsky, ob ich die Dame gefragt hätte, bevor ich sie mitsamt den Flaschen, Gläsern etc portraitierte (nein, habe ich nicht. Ihr und mein Kommentar unter https://gerdakazakou.com/2019/08/16/abend-besuch-auf-der-turmterrasse-zeichnung-zweimal-fotogafiert/ ).
Liebe Grüße und dank für deine anregenden Bilder, von denen ich „Mann am Eckfenster“ am einprägamsten finde.
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Durch meinen Museumsbesuch ist hier wirklich eine gewisse Parallelität zwischen unseren Themen entstanden, Gerda. „Mensch und Raum“ sehe ich in deinen zeichnerischen Lösungen auch ausgesprochen fruchtbar aufgegriffen, worauf ich bei dir wohl noch zurückkommen werde.
Über deine oben definierten drei Wege hinaus sehe ich einen weiteren, der jedoch vielleicht als Spezialfall deiner dritten Definition gelten kann: Mensch und Raum/Dingwelt behalten zwar ihre je eigene Formensprache, treten aber durch das Wirken des Künstlers miteinander in eine Wechselbeziehung oder einen Dialog, durch Linien, Positionen, Farben oder Stilmittel wie Schärfe etc.
Dass das Abbild/ der Ausstellungsgegenstand in dieser Art der Darstellung tatsächlich mehr Substanz hat als der abgebildete Mensch, ist eine interessante Feststellung, die ich vollkommen teile, die mir aber in der Klarheit deiner Formulierung vorher so nicht bewusst war.
Neue Rahmenbedingungen (wie hier die rechtlichen) haben zu allen Zeiten Folgen für die verwendeten künstlerischen Stilmittel gehabt; und vermutlich drückten sie auch zu allen Zeiten eine veränderte Bedeutung des Menschseins aus – diese Behauptung wäre noch zu untersuchen und zu belegen, was ich mir als äußerst interessante Aufgabe vorstelle (die wahrscheinlich schon längst von der Wissenschaft gelöst ist ;-))
Hab herzlichen Dank für deine vertiefenden Bemerkungen.
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Nee, gaub ich nicht, dass „die Wissenschaft“ sich dies Thema schon vorgenommen hat. Allgemeine gesellschaftliche Rahmenbedingungen schon, aber so spezielle wie das Datenschutzgesetz, das tatsächlich einschneidende Folgen für die Kunst hat?? Mir ist das Thema jedenfalls grade erst beim Anschauen deiner Fotos aufgestoßen. Wobei ich Sabines Interpretation teile: „Die (rechtlich erzwungene) Schemenhaftigkeit der Personen lässt – auch im Zusammenspiel mit einer gewissen Verlorenheit dieser Quasi-Figuren im Raum – wunderbare Allegorien des modernen Menschen entstehen“.
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Schöne Stimmungsbilder mit den Besuchern.
Streetbilder mit gut erkennbaren Menschen werden zwar immer noch gemacht. Auf Instagram sind Unzählige zu finden, obwohl sich die Rechtslage drastisch geändert hat und ich mir ziemlich sicher bin, dass nicht alle Fotografen ihre „Objekte“ hinreichend um Erlaubnis gefragt haben…
LG Franz
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Danke für deine Rückmeldung, Franz! Streetfotos gelingen oft ja nur, indem man erst schießt und dann fragt. Vieles dauert nur Sekunden, und ist durch eine vorherige Frage zerstört.
Erkennbare Personen abzubilden ohne deren Einwilligung geht eben nicht mehr – und als Befürworterin von Persönlichkeitsrechten liege ich mit der Fotografin in mir im Dauerclinch.
Oder man beschränkt sich auf Landschaft, Stillleben und abstrakte Fotografie. Aber was heißt da schon „beschränkt“!
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