Typisch Münsterland?
Für diese Region in Deutschlands Westen gibt es einiges Typische, die Weite der Landschaft gehört für mich dazu.
Was noch, will ich in lockerer Folge darstellen und es mit dem Begriff Heimat poetisch verbinden, der mir ein Leben lang fragwürdig und gebrochen geblieben ist. So kann Heimat an vielen Orten sein, und sie ist es für mich auch, da sie eher einem momentanen Gefühl von Einssein entspricht als einem Ort. Schön, wenn sich das Gefühl mit gewissen Menschen oder an manchen Orten häufig einstellt.
Auch die Bilder zu diesen Beiträgen bewerben sich nicht um einen Platz im Reiseprospekt, sondern wollen Störungen vermitteln. Da ich diese Landschaft dennoch mag, will ich Schönes aber auch nicht ganz verbannen, zunächst erscheint sie nur leicht verdüstert:

heim@t 1
wo es still ist wo
es vertraut ist
wo ich atmen kann
wo ich ruhig schlafe
wo
ich geliebt werd wo
ich nichts fürchte
wo ich nichts beweisen muss
wo ich mich nicht schäme
wo?
–
Auf der Suche nach einem anderen Landschaftsbild
Für diejenigen, die gerne die Originale dazu finden möchten oder auch etwas weniger verfremdetes Münsterland betrachten, gibt es hier noch eine kleine Galerie, in der Fotos aus allen Jahreszeiten :
Tja Ule, das Münsterland ist ja auch meine Heimat, allerdings zwiespältig. Denn ich fand die räumliche Weite oft mit einer menschlichen Enge kombiniert…das ging soweit das an einem Sonntag die Polizei bei uns Neuzugezogenen klingelte…wir hatten frische Wäsche zum Trocknen in unseren Garten gehängt…man macht sowas nicht….zuviele Leute die hinter den Gardinen stehen und die Nachbarn beobachten, zu grosse Kirchen in der Mitte des Dorfes derweil der Vater Frau und Kinder verprügelt (ich habe 5 Jahre im Jugendzentrum in der Betreuung ausgeholfen und spätestens am 1 Weihnachtstag hatten wir einen 24 Stunden Job). OK, alles Ausschnitte und jeder mag die Gegend anders empfinden…ich komme gerne zurück, bin aber auch genauso gerne wieder weg.
(By the way, Seppenrade und Lüdinghausen, Die Gegend über Dülmen bis Coesfeld habe ich mit dem Rennrad erkundet, da wohnten meine damaligen Freundinen 🙂
Lieber Gruss aus der Hansestadt von Jürgen
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Ja, ich erinnere mich, dass du in deinem Blog mal darüber berichtet hast. An dieser Zwiespältigkeit hat sich leider nicht viel geändert, lieber Jürgen, ein wenig aber schon. Es gibt inzwischen doch auch ein paar sehr offene und herzliche „Eingeborene“, so dass man sich über die anderen gut hinwegsetzen kann. Im 25.Jahr als Zugezogene haben wir allmählich herausgefunden, wo die nichtprügelnden, nichtrechten, nichtengstirnigen Leute stecken – und die freuen sich sogar über Verstärkung von draußen.
Ich hab mich über deinen Besuch hier sehr gefreut.
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I’m happy to see this, it’s what I often see on your blog – something aesthetic and intelligent. The idea of „home“ is what in English (maybe in German too) we call a loaded one. It carries so much „baggage.“ And even if we find ourselves in a landscape that supports our need to feel at home, it’s never just that, there are always jarring things like modern windmills that interrupt the flow of comfortable feelings. I love the juxtaposition of the steeple and the windmill in your photos – both versions. And the poem – for once the translation went well and I totally understood it. This one works well in English, the repeating „wo“ is a lot like the English „where.“ Of the three images with windmills, the third does feel foreboding, but that’s life, isn’t it? The sommer photo is a great one, with those brooding clouds hanging over the lush, beautiful fields and flowers. The other Munsterland photos are very familiar now – that’s the look of the place we drove through. Spacious, settled, comfortable. Home?
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Oh yes, dear Lynn, loaded it is for sure! The fascists have been occupying word and idea so thoroughly, that it has become hardly usable for democratic beings. Maybe it is not for the uninterrupted „flow of comfortable feelings“ we can look out, but for a kind of responsibility for all aspects we find „at home“? No more cherry picking … I haven’t put emphasis on this aspect in my post.
I’m glad you could find something familiar in the more touristic versions of my Münsterland photos. Compared to the wideness in the American landscape you are used to, European dimensions must seem a bit like a toy land ☺
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Wow, I have fallen behind, sorry. Anyway, it’s interesting what you say about the word home. I don’t tend to think about it in those political terms so much, but I can see what you’re saying applies to many places – even if they don’t appropriate the word „home“ there is a strong nationalist movement that’s essentially the same as the Fascist idea of homeland. And it’s frightening. Your idea of no cherry-picking is thought-provoking too – of course, I don’t advocate for total comfort, as much as I may long for it at times. 😉 Anyway, everything is temporary, including our blissful feelings of comfort at home and the difficult interruptions, right?
As for the sense of expanse in the landscape, I think we felt that when we drove from Munsterland to Hannover. Open, rolling farmland – so pretty and well, comfortable! Maybe not dramatic like the Grand Canyon but certainly big enough to dream in.
It’s a pleasure exchanging thoughts with you, Ule! Enjoy the rest of your week and Hi to Ben. 🙂
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Huch, das war irgendwie nicht im Reader gelandet und ist mir durchgerutscht. Ich kann mich in vielen der Kommentare finden, Heimat als „wo?“ ist großartig, da es die Reduktion des Begriffs auf einen Ort, auf das Örtliche schlechthin wunderbar in Frage stellt. Und trotzdem sind es auch bei mir immer wieder Landschaften, die die Frage nach Heimat aufwerfen – komisch, gell? Das Bild mit den ausgefransten Bodenschichten spricht mich am meisten an, mit seinem Hunger nach Energie greift der Mensch weit in den Himmel aus und tief in die Erde ein.
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Äh, war doch im Reader – wie konnte ich es nur übersehen?
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☺
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Ja, Landschaft gehört schon sehr dazu, und gar nicht immer nur die schöne, liebliche. Doch in den anderen Aspekten schein mir zunehmend auch das Internet, speziell die Blogwelt, Potential zu haben, dass Menschen sich in gemeinsamem Denken und Tun heimatlich nahekommen.
Unbearbeitet bleibt in diesem Beitrag die Frage, inwieweit zur Heimat (wie zur Familie) auch das gehört, was man ablehnt, betrauert oder gar hasst. In meiner Definition funktioniert ja das Rosinenpicken sehr schön, aber wenn man sich tatsächlich mit dem Heimatbegriff auf die eigene Herkunftsregion beschränkt, ist es doch unwahrscheinlich, dass man alles komplett wunderbar und kuschelig findet.
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Wie wahr!
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Du widmest dich einem sehr interessanten, aber eben auch belasteten Thema. Du beginnst das gleich spannend ; denn die Weite allein schon als erster Aspekt verjagt ja die mögliche Enge . Auch mir gefällt das 2. Bild besonders gut. In seiner ganzen Breite vermittelt es allein schon Weite und von der Nähe wird ja auch nicht viel gezeigt, so dass die Augen in die weite Ferne schweifen. Ganz besonders schön finde ich dann dein Gedicht dazu, weil hier Heimat nicht so sehr ein Ort sein muss sondern eben auch Freunde, Familie, Liebe , Seelenverwandtschaft oder einfach das Gefühl des Angekommenseins etc sein kann. Der Begriff weitet sich. Liebe Grüße, Petra
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Der Begriff der Heimat ist, wie du sagst, belastet und daher ist die Gefahr auch groß, für Beiträge dazu Beifall von der „falschen“ Seite zu bekommen. Andrerseits will ich mir die Beschäftigung damit nicht versagen, und auch das damit verbundene Gefühl gehört vielleicht zu denen, die die Menschen brauchen – eine Öffnung der Heimat für mehr Aspekte, von denen du einige wichtige benennst.
Die bildliche Darstellung der Weite in einem breiten Format ist zunächst mal das naheliegende, und dass es funktioniert, wissen wir aus Erfahrung. Ob das auch in einem Hochformat funktionieren kann, habe ich mich schon öfter gefragt. Es wirkt sicher nicht so plakativ.
Ich danke dir, dass du mir in die heimatliche Weite gefolgt bist, liebe Petra.
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Liebe Ole, nun hoffe ich, ich kann dich durch meinen früheren Beitrag über das Format inspirieren und nehme mit diesem Kommentar nicht alles vorweg? Hier findest du ihn:
https://pawlo.wordpress.com/2017/11/28/heute-im-fokus-das-format/
ich nehme an, es gibt noch viel mehr herauszufinden! Und das fände ich sehr spannend! Und dass ein Hochformat andere Akzente setzt, vor allem in Landschaften, haben wohl schon einige herausgefunden. Auch ich habe schon mit Überzeugung das Hochformat für Landschaften gewählt, wenn auch viel seltener als das Querformat. Du findest da sicher mit deinem Spürsinn noch einiges heraus? Bin gespannt!
Dein Querformat im zweiten Bild ist ja auch besonders breit. Und das wirkt ! Liebe Grüße, Petra
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Vielen Dank, Petra, für den Link zu dem interessanten Beitrag über die Formate. Er fasst das Wesentliche übersichtlich zusammen, und dein Bildbeispiel unterstreicht das Gemeinte jeweils deutlich.
Da gibt es so einiges aus meinem Archiv, das gerade als experimentiergeeignet vor meinem inneren Auge aufsteigt.
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Na, das freut mich sehr! 🙂
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besonders das 2. bild setzt sich sofort fest. es sind die bäume, die mich anziehen. ich brauche hier auch keinen weg und der zaun kann überwunden werden. hier empfinde ich diese weite und den begriff heimat, den du so wunderbar in deinem gedicht nachspürst.
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Wenn dich die Bäume anziehen, muss sich so etwas wie Weite vermittelt haben, für die zwar nach oben kein Spielraum ist, aber in die Ferne. Auch diese Bauminseln in den Feldern sind etwas Typisches hier.
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ich habe unter zwei Bildern kommentiert, liebe Ule. Weite empfinde ich nicht wirklich, und auch nicht Heimat im Sinne von „wo ich nichts fürchte“. Der Himmel über dem großen Bild hängt bedrohlich tief, was durch das Querformat noch betont wird. Kein Weg führt in die Felder, vielmehr hemmt ein Zaun den Schritt. Zum Glück wächst dort, wo ich stehe, am engen Feldrain, „Unkraut“. Der Rest ist Nutzland. Wäre ich Bauer, vielleicht würde ich es anders sehen.
Aber schön sind die Bilder, besonders das erste. Und heimatlich auch, wenn ich an meine Kindheitslandschaft denke.
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Das erfreut mich jetzt sehr, liebe Gerda, wie intensiv du meine Fragezeichen zum Thema Heimat in den Bildern empfunden hast. Es gibt eine Menge Beengendes und Bedrohliches in dieser schönen Landschaft, den Dörfern und Kleinstädten. Es scheint sich einiges zurückzuentwickeln, was wir schon lange überwunden glaubten.
Deine/ unsere Kindheitslandschaft (abseits der Küsten)ähnelt dem Münsterland ein wenig, woanders würde ich sie wohl mehr vermissen. Bei Regenwetter und Westwind riecht die Luft sogar manchmal wie dort.
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Tolle Fotos.
Mir gefallen auch die Bilder aus den verschiedenen Jahreszeiten im Vergleich.
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Vielen Dank! In den Jahreszeitenbildern halte ich mich ja brav an das übliche Querformat (landscape eben 🙂), aber ich beginne gerade zu erproben, in wieweit das Hochformat für eine Landschaft funktioniert.
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Das ist bestimmt interessant. So kann man ganz anders das Bild komponieren.
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Das Bild mit Windrädern und der aufgebrochenen Erde spiegelt für mich das Kreisen um Heimat und Mutterboden, um Wahrheit, die jenseits von schön oder hässlich liegt, die immer nur gerade eben ist.
Deine Verse dazu sprechen mir aus der Seele. Ja. Wo?
herzliche Grüße
Ulli
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Das Thema hat für dich ja tatsächlich zur Zeit eine spezielle Bedeutung, liebe Ulli. Das Kreisen um Fragen, um Wahrheit, um Abbildbarkeit, um die „richtigen“ Worte …
Hast du in der zweiten Bildserie eigentlich gefunden, was die „aufgebrochene Erde“ ursprünglich war?
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Das stimmt, liebe Ule, allerdings begleitet mich das Thema schon mein Leben lang, mal mehr, mal weniger. Ich komme aus einer Zugvogelfamilie.
Und ja, ich habe das Originalbild entdeckt, , aber erst nachdem ich den Kommentar schon abgeschickt hatte.
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Es ist doch immer wieder spannend, wie stark man durch Veränderungen an einem Bild und den Kontext, in den man es stellt, seine Ausstrahlung verschieben kann, nicht wahr?
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Ich habe hier sehr gestaunt.
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oh ja, wunderbar, schließe mich den worten simons gern an. ein weitreichendes thema überhaupt, „heimat“, das immer wieder neu und anders beleuchtet werden kann. herzliche grüße, ich freu mich auf mehr! 🙂 diana
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Ich freu mich und werde an meiner Beleuchtungstechnik arbeiten, liebe Diana.
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😉
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Wie immer poetisch wie beeindruckend, wie stets eine großartige Kombi von Text und Bild. Wie schön, dass Du das „wo“ in den ersten Strophenzeilen noch ans Ende gesetzt hast – eine tolle Irritation, die sich in den Fotos widerspiegelt (oder umgekehrt). Chapeau und liebe Grüße!
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Das Fragwürdige ist mir in diesem Kontext besonders wichtig, das hast du gespürt in der Irritation. Auch „oder umgekehrt“ trifft’s: kein Primat! Danke von Herzen für deinen Besuch und Kommentar.
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