Blickfang #7
momentaufnahme
eingefangen der blick
durch zerstörung
entwertet das haus
entkernt
getrennt
in sorten die wert
stoffe hinaus geworfen
der blick gefangen
noch frei das gehör:
tropfen tropft zeit
schon viele getropft
gefesselt nun auge
und ohr fixiert
auf das eine –
verkürzter moment
klärt
den blick
Der Abriss der alten Dorfkneipe Zur Lärche
Was diesmal das Ohr initial fing, war das Gepolter und der Motorenlärm mitten im Dorf.

Bilder, die dabei entstanden
Näher und vor das Haus getreten: Der Wein bis auf den Staub fast wie immer im Herbst, aber das Loch im Dach wirkte erschreckend.

Weiter ging es um das Gebäude herum bis zum ehemaligen Gartentörchen.

Dem Blick um die Ecke bot sich ein Trümmerfeld – scheinbar – , es erwies sich jedoch wohl sortiert für das Recycling.

Von Zeit zu Zeit begeistert mich die Ästhetik von Schrott, hier gab ich der Neigung nach und näherte mich schrittweise einer bestimmten Stelle.

Und noch näher ran:

Bänder und Schleifen aus Metall, wohl aus ähnlichem Material, Alu vielleicht?

Und während ich so vor mich hin fotografierte, drang plötzlich ein Geräusch an mein Ohr, ein gleichförmiges Tropfen, nach dessen Quelle ich eine Weile suchen musste, obwohl sie bei meinem ersten näheren Blick auf das Chaos (siehe auf dem entsprechenden Bild in der oberen linken Ecke) bereits sichtbar war.
Und nun folgte die Geduldsprobe: ein Foto im rechten Moment – viele, viele Bilder, auf denen der Tropfen gerade vorbei getropft war … bis mir einfiel: die Kamera hat doch eine Serienbildfunktion! Und nun war dem Gelingen keine Grenze mehr gesetzt.

Natürlich konnte ich auch diesmal das Spielen nicht lassen.
Auf der Suche nach einer bestimmten Verzerrungsmethode für ein zukünftiges Projekt entstanden zu diesem Bild
folgende Varianten – viel Spaß!
Liebe Ule, jetzt endlich habe ich die Serie in Ruhe auf mich wirken lassen. Mich beeindruckt am meisten, wie aus einer verfallenden Welt über die Sortierung und schließlich durch die digitale Gestaltung eines winzigen Trümmerteils eine neue Welt gestaltet wird. Diese neue Welt gleicht einer modernen schicken Ansiedlung an einem verschmutzten Meer, mit Tunneln und Autobahnen zugänglich gemacht. Und so bewahrheitet sich der Spruch, dass in einem Tropfen eine ganze Welt enthalten sei. Doch doppelbödig wie du arbeitest, gibt es auch die in deinem Gedicht auch die Gegenbewegung: wie sich das Auge zuerst und dann auch das Gehör einfangen lässt, bis du ganz eins bist mit dem Moment des fallenden Tropfen. Da hast du in sehr subtiler Weise gezeigt und zu Gehör gebracht, was ich in gröberer Form durchdekliniere: das erfühlbare Zusammengleiten, fast Einswerden von Zeit und Dauer im Moment, wenn der Tropfen fällt. Ich bin beeindruckt und danbar für diese #Begegnung.
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Zeit, Ruhe und Lust etwas zu tun sind doch unsere kostbaren Privilegien, Gerda, die sollten wir niemals zur Disposition stellen. Und auf diesem Blog passiert ja nicht so viel, dass man ältere Beiträge bald nicht wiederfindet. Deine Gedanken werden mir mit zeitlichem Abstand nicht weniger wertvoll.
Die schicke Ansiedlung hatte ich gar nicht gesehen, du zeigst sie mir durch deine Augen im nachhinein – und darin stecken wiederum Weiterungen, nämlich die zukünftige Wiederverwendung des mittlerweile leeren Platzes.
Die ganze Welt in einen Tropfen geflossen war mir präsenter und wird schon wieder umgedeutet durch die gegenwärtigen Entwicklungen: Die Welt im Tropfen ebenso wie deren Vernichtung durch Tröpfchen(infektion), die Verflechtung von Heimat, Quarantäne, Freiheit und deren Beschränkung bewegen meine Gedanken zur Zeit ebenso wie mein Fühlen. Es über#kreuzen sich zur Zeit nicht nur Wege, sondern auch Themen – phasenweise mit Verkehrschaos im Kopf verbunden. Surrealer Zustand.
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Liebe Ule, dieser Beitrag ist vollkommen an mir vorüber gegangen. Aber es ist ja nicht zu spät, um meine Begeisterung auszudrücken. Dir ist eine wunderbare Arbeit zu einem verlorenen Ort gelungen!
Herzliche Grüße
Ulli
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Ich find’s schön, dass du ihn noch entdeckt hast. Die eine treibt sich halt in Baustellen herum, während die andere gerade ihr Leben in Kartons packt. Da bleibt nicht immer Zeit und Kraft für anderes.
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Thank you for your great comment, dear Lynn. I hope they will not always have to tear things down to get me inspired, but it helps, I admit.
Finally, I took first steps into Glitch Art Experiments, which I have been thinking of for at least five years. Now I found a method using it in a more controlled way, but there will be many steps of practice still to do it in more refined way. Fun, anyway.
I’m often thinking of you, sending good energy over land and sea to make you feel well again.
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Plenty more things are waiting their turn to inspire you, no doubt. I haven’t heard of GLitch Art so I looked it up – and now I see a little more clearly where you are going with these. It’s an intriguing concept. There are so many modern European artists and movements that don’t have a big audience over here. And I’m behind the times! It will be interesting to see what else you pull out of the glitchy hat (maybe even a rabbit?). Things have not really improved much yet – I’ll see the doctor again tomorrow. It’s good to distract myself here. 🙂
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As always, when trying something new, it’s going up and down. It is like going in circles round and round about an idea hoping it will work out.
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Should I feel bad for the loss of the old pub, or should I feel good because the take-down gave you such inspiration? I’m torn!! (I’m not the only one who is torn). 🙂
It’s a great post. Of course, you would get enthusiastic about the aesthetics of scrap! I love that (and I appreciate seeing that many things were recycled). I have to say, the photo with the glove stands out. And then the experiments, wonderful. I think my favorites are the second and third, the simpler ones, but I always like seeing how far you take things out of their „comfort zone.“
Joe enjoyed the post too: „Very cool!“ (That was in reference to your last series, of course. Best wishes, Ule…still feeling badly over here but hoping to feel better soon.
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Spannende und sehr kreative Fotos liebe Ule. Nicht nur die Schrottserie an sich, sondern auch wieder deine tollen Experimente! Und die Tropfen, chapeau 🙂 Ich mag sie sehr, deine Spielereien!
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Schrott ist ja nicht direkt dein Thema, liebe Almuth, um so mehr weiß ich dein Interesse zu schätzen.
Auch für mich ist es kein zentrales Motiv, eher eines, das ich meiden möchte – wenn die Welt darin allmählich versinkt, muss man das ja nicht noch verherrlichen. Aber Vergänglichkeit zeigt eben immer wieder auch schöne Ansichten – wenn denn dieses Zeug auch werklich vergänglich ist, hoffentlich.
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Ich habe nichts gegen Schrott, schon gar nicht als Bildmotiv. Wie du sagst, es ist fast wie in der Natur, Vergänglichkeit hat auch seine schönen Seiten. Es kommt immer ein bißchen drauf an, welcher Schrott in welchem Zusammenhang. Bei dir geht es sicher auch mit Bedauern einher, über das alte Haus. Und diese „moderne“ Schrott sieht ganz anders aus. Interessante Seiten hat er trotzdem, wie du uns gezeigt hast 🙂 Und für kreative Fotoarbeiten mit solchen tollen Ergebnissen, bin ich besonders nachsichtig 🙂
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Vielen Dank! Solange ich den Schrott nicht eigens für Fotozwecke produziere, lässt sich die Sache ja auch mit dem Naturschutz freundlich vereinbaren, hoffe ich.
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Ich denke auch 🙂
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Ambitioniert, das war mein erster Gedanke, als ich das Startbild sah.
Dann las und schaute ich mir den Abriss an.
Zum einen erstaunt das Sortieren nach Wiederverwendbarkeit. Aber die Wertstoffhöfe brauchen diese „Abfälle“ ja sortiert. Nicht alles wird einfach weggeworfen.
Serienbilder oder wie auf meiner Kamera ein 4K-Video, aus dem man die geigneten Bilder aussuchen kann.
Letzthin hatte ich meine Kamera meine Tonarbeit ablichten lassen. Etwa 300 Fotos hatte sie dabei in Serie gemacht. Aber ich habe das nicht ausgewerttet, keine Zeit offenbar.
Zum Schluß : Ich musste an einen Film „Last night in Alamo“ hies der, denke ich. Da ging es um die Schliessung einer Kneipe in den USA, in der viele mittelalterliche Leute jahrzehntelang abhingen. Wenn so eine lange Phase plötzlich abrupt zuendegeht, überdenkt man vieles in seinem Leben, gerade in diesem Film thematisiert.
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Solche Videoaufnahmen haben natürlich auch gutes Potential, jedenfalls mit 4K. Aber das ist nicht mein Ding, ohne dass ich sagen könnte, warum ich auf Video überhaupt nicht abfahre. Ich vergesse sogar immer wieder meine Serienbildfunktion, obwohl die für viele Situationen wirklich praktisch ist. Vielleicht ist das einfach eine altmodische Prägung bei mir: Foto muss akustisch von EINEM Klick begleitet sein, nicht mit Maschinengewehrgeräuschen.
Der von dir erwähnte Film scheint mir einen Hauch autobiografisch zu sein, wenn ich mir das Leben des Regisseurs Eagle Pennell anschaue. Kreative Menschen mit Stammkneipe als Wohnzimmer scheinen dazu zu neigen, ihr Lebenszentrum künstlerisch aufzugreifen.
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Ah, Du hast sogar nachgeschaut, danke!
Ich weiß auf Anhieb nicht, wieso mir dieser Film so in Erinnerung ist.
In der ARD gab es montag spät abends s immer einen Originalfilm, da war dieser dabei.
Ich wusste garnicht, daß er ein Klassiker ist.
Es war halt auch ein Vergnügen, ein treat, diese Sprache im Original zu hören.
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Die App von IMDB ist als Filmdatenbank ziemlich ungeschlagen, finde ich. Aber die Filme von Pennell sind anscheinend alle nicht synchronisiert worden, und obwohl wir immer auf der Jagd nach Originalfilmen sind, haben wir den noch nicht erwischt. Vielleicht war er nicht erfolgreich genug, um für den Markt interessant zu sein.
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Bestimmt war das ein Aussenseiterfilm, aber gerade deshalb so spannend.
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… eine ganz feine und beeindruckende hommage! tolle aufnahmen.
ganz herzliche grüße, mit sonne, von diana
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O, Grüße mit Sonne mag ich zur Zeit am liebsten, liebe Diana. Herzlichen Dank!
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trotz zerstörung geniale bilder!
liebe grüße
gabriele
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Danke, liebe Gabriele. Hab einen erholsamen Sonntag.
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Ein verstorbenes Gebäude muss man auch verabschieden. Fotos sind da nicht die schlechteste Methode …
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Das finde ich auch. Aber vielleicht gehörte zu einem solchen Nachruf noch eine schöne Aufnahme des intakten Gebäudes. Die werde ich nachliefern.
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Ja, das finde ich gut. Das geht natürlich nur bei rechtzeitiger Vorbereitung 🙂
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Ich glaube, da steckt noch was im Archiv ☺
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Du erweist der alten Dorfkneipe noch eine letzte, große Ehre! Reichhaltig und ausführlich in Bild und Gedicht ist deine Hommage! Ein ungewöhnliches, erstaunliches „Requiem“! Ich bin beeindruckt!!
Warst du da oft? Verbindest du viele Erinnerungen damit? Oder ist es einfach nur schrottreif für dich gewesen? Mit herzlichem Gruß, Petra
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Viele Erinnerungen verbinde ich nicht mit dem Gebäude, da ich erst seit einem Vierteljahrhundert hier wohne, aber für viele Freunde war das Haus ein wichtiger Ort. Ich war nicht oft dort, da bis zum Schluss dort viel geraucht wurde was ich nicht mochte.
Es war aber ein hübsches, innen sehr verwahrlostes Gebäude (vielleicht sollte ich noch mal ein Foto zeigen aus der Zeit, als es noch lebte), das nun leider mit vernünftigem Aufwand nicht mehr zu retten war. Trotzdem bin ich traurig und empfinde es als Verlust, mehr als manche Einheimische.
Liebe Petra, danke für deine mitfühlenden Gedanken.
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Liebe Ule, ich würde gern etwas Kluges zu deiner Tropfenpost sagen, aber mein Hirn ist grad vom Rauschen der sich entwickelnden Geschichte, die sich an unseren Grenzen abspielt, so überfordert, dass ich nicht lauschen kann. Vielleicht später
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Sehr verständlich, liebe Gerda.
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Jetzt hab ich mich schon ein bisschen abgeregt. Wie? ich habe gezeichnet. Dashilft am besten gegen Nervosität.
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So wirkt bei mir das Zeichnen auch – wenn auch meine bildlichen Ergebnisse sich deutlich von deinen unterscheiden, liebe Gerda 😉
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