ABC des Scheiterns
Mai 22
b I begnügen dem leben sich fügen auf ballast verzichten übel oder wohl sich beschränken auf einfaches vergnügen am jetzt
b II bajazzo harte landung nicht ausgeschlossen für die bajazza: Täglich einen Purzelbaum* und das verehrte Publikum wirft mit herzen zum dank für die possen *aus Frank Wedekind, König Nicolo oder So ist das Leben
Eine Lochkamera ? das ist ja spannend. Gekauft, selsbtgebaut?
Begnügen IST ein resignatives Wort. Ich denke, auch wenn man de facto dies und jenes nicht (mehr) kann, oder hat, so kann man doch (meist) innerhalb der Beschränkung trotzdem den Eindruck von Fülle und Qualität des Erlebens haben. Somit gefällt mir „beschränken“ besser als „begnügen“, Das „einfache Vergnü gen am Jetzt“ sehe ich auch durchaus positiv.
Ich komme so spät, weil der reader, na du weißt schon …… +grummel*
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Zum Glück ist das Kommentieren ja kein Wettrennen.
An „begnügen“ mag ich eigentlich die Wurzel „genug“; dennoch ist Freundschaft mit ihm zu schließen für mich mühsam. Hingegen stört mich bei „beschränken“ die Vorstellung einer Bahnschranke, durch die ich von Ersehntem ferngehalten werde, während ich es doch sehen kann.
Die Lochkamera hat ja auch etwas von Verzicht (auf Linsen). Der einfache Weg ist: Objektiv abschrauben, Lochkappe befestigen, fotografieren. Den Lochträger habe ich gekauft, die nötige Präsision zum Selbermachen (Loch genau mittig, Ränder glatt) hätte ich nicht aufgebracht. Wie die Altvorderen sollte man wegen der Bildschärfe ein Stativ benutzen. Dazu war ich für meine Erstversuche zu faul, das kommt aber noch.
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Das ist spannend. Ich sehe da die Ur-photographen vor mir mit den Tüchern über dem Kopf und den eingefrorenen Modellen …
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Genau so: lange belichten, damit viel Licht in die Kamera kommt. Alles, was sich währenddessen bewegt, wird unscharf. Ein Tuch über dem Kopf ist allerdings heutzutage meist überflüssig, es sei denn, du machst das Ganze mit einem Schukarton mit Silbergelatine und allem Schnick und Schnack. Aber ich möchte mich nicht mehr wieder in eine muffige, stinkende Dunkelkammer stellen. 🙂
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Alle Achtung! Da hast du ja in einen Buchstaben und einen so kurzen Text sehr viel reingepackt! Gedankenfutter. Lebensweisheiten. Ich frage mich : Wieso zählst du das zum ABC des Scheitern? Und warum ist das Foto so absichtlich verschwommen? Undf: Geht es hier nicht eher um Weisheit? Umd die Fülle des Augenblicks? LG Petra
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Du bist die erste, die mit ein paar Fragen um die Ecke kommt, was mich sehr freut. Vor allem entsprechen die Beitragsfotos im ABC des Scheiterns absolut nicht der Art von Bildern, wie ich sie üblicherweise zeige, ich bin froh, dass es jemand bemerkt. Diese Fotos sind ohne Linsen gemacht, also mit einer Lochkamera, auch Camera obscura genannt. Ganz in der Logik des Scheiterns: man kehrt zu den Anfängen zurück und versucht einen Neustart, wenn man sich zu viel abverlangt hat. So kann sich aus dem Scheitern durchaus auch Weisheit ergeben, jedenfalls wenn man nicht den ganzen Kram komplett hinschmeißt: sich bescheiden in vielerlei Hinsicht.
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Begnügen ist schwierig. Denn man lebt ja mit Menschen zusammen, die mehr wollen – die erledigen immer 400 % mehr als Du – und fühlen sich nicht mal ausgelaugt.
Aber selbst habe ich ja immer auch so gelebt: Ein Mehr an Musik, das ich niemals goutieren kann, Bücher en masse, ungelesen usw.
Immerhin bescheide ich mich beim Reisen, das ist doch schon was!
Gestern sahen wir Kabarett, das war vergnüglich. Früher war ich Purist, lies nur Wortkabarett gelten, Comedy ödete mich an.
In unserem Ort gab es eine Kabarettbühne, da bin ich manchmal einmal die Woche hin, waaas für eine Zeit! Leider nahmen die Zuschauer ab, aber nicht wegen dem Programm, sondern weil man sich das nicht mehr gönnte!
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Wenn man irgendwann merkt, dass das Zuviel nicht guttut, kann man reduzieren. Das ist nicht ganz einfach, aber möglich.
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Mir gefällt deine Reihe sehr gut. Echt, begnügen ist ein Wort, was du als alt und negativ empfindest? Ich finde in Zeiten des Überflusses kann das Begnügen auch etwas Schönes und Positives sein 🙂 Wertschätzen, was da ist, das schießt das andere ja nicht aus.
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Ja, das Positive erschließt sich im Nachdenken, das Negative spüre ich spontan.
Dabei mache ich oft die Erfahrung: wenn ich mich uninspiriert und lustlos fühle, hilft es mir am besten aus dem Zustand heraus, wenn ich meine Mittel beschränke, mir nur eine sehr eingeschränkte Methode oder nur ein einziges Werkzeug erlaube. Mit einer Festbrennweite fotografieren gehen beflügelt mich auch sehr.
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Ist ja meins…
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Eine gute Idee. An sowas habe ich noch nicht gedacht, aber daß ist eine interessante Herausforderung. Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich mit völlig anderen Dingen zu beschäftigen, mit Themen, mit denen man normalerweise so gar nichts zu tun hat. Allerdings nehme ich mir das immer wieder vor und mache es dann doch nur selten 😉
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Die Beschäftigung mit völlig anderen Dingen führt bei mir sehr oft zum kompletten Ausweichen, und das ist ja nicht, was ich suche.
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sehr schöne gedichte, liebe ule – und ja, doch, es kann so einfach sein: „vergnügen/ am jetzt“ – das nehme ich (jetzt) mit auf meinen weg! 🙂
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Liebe Diana, das freut mich sehr. Ich wünsche dir einen guten Weg.
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Ha, das wird mein neues Lebensmotto: „Täglich einen Purzelbaum!“ (Scheitern inklusive!). Ja, schade, dass wir an der Umsetzung dieser wunderbaren, im Grunde ganz einfachen Rezepte für ein scheiterfreies Leben (wie b 1) schon scheitern 🤔
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Ich weiß ja auch nicht, warum das so schwierig ist. Vielleicht, weil ich das Wort begnügen so resignativ und alt empfinde. Ich wollte mein Leben lang immer alles. Tja …
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