dazwischen eine Messe:
BuchDruckKunst 2018 im Barmbeker Museum der Arbeit .
Mein Blick auf die Welt hat sich verändert: jedenfalls auf die Welt der Bücher; habe ich doch eine große Zahl sehr kunst- und fantasievoller handgebundener Bücher gesehen und in den Händen gehalten. Ich hatte keine Ahnung, wie viele unterschiedliche Arten es gibt, Bucheinbände zu gestalten und Buchblöcke in einem Einband zu befestigen.
Die Buchbinderinnung Hamburg/Schleswig-Holstein hatte einen Stand aufgebaut, an dem verschiedene Arbeitsvorgänge der Buchbinderei demonstriert wurden. Die äußerst freundlichen Mitglieder der Innung beantworteten mit himmlischer Geduld Fragen zu ihrem Handwerk.


Es gibt sogar eine Art Berufsvereinigung künstlerischer Buchbinder, die sich „Meister der Einbandkunst“ nennt, und dieser Name verspricht nicht zu viel. Ein Beispiel (von vielen!) gefällig?
Die junge Buchbindemeisterin Angela Lenhof mit einem ihrer Werke:
Der Buchdeckel besteht aus sehr dünnem, fein geschliffenem Sperrholz, das seidig schimmert und schon für sich eine reine Freude ist. Gebunden ist das Kunstwerk als „Geheime Belgische Bindung“ (eine Ahnung davon bekommt man durch die Fotos), eine Bindemethode, die ohne Klebstoff auskommt und mir darum auch abgesehen von ihrer Schönheit sehr sympathisch ist.
Oder solch ein Einband:

Eine andere Meisterin der Buchkunst, deren Arbeit ich schon auf der Minipressmesse im Mainz 2017 zu bewundern nicht müde wurde, war die liebenswürdige Anna Helm .
Zu meiner großen Freude hatte sie sowohl einige der Bücher aus Mainz wieder dabei als auch interessante und wunderschöne neue Arbeiten, bei denen sie – wie ich es für sie typisch empfinde – die jeweilige Form äußerst sensibel auf den gewählten Inhalt bezieht. Die Inhalte sind ihr auch nie beliebige, sondern Texte, die ihr etwas Bedeutsames sagen, so dass die Kunst ihrer Einbände dem Text zur liebevollen Huldigung wird.
Kenntnisreich und großzügig schenkte sie mir Rat zur Verbesserung meiner buchbinderischen Anfängerarbeit.
Nun zurückgekehrt erprobe ich ihre Empfehlungen und sehe voller Dankbarkeit, dass sich meine Arbeitsergebnisse sichtlich verbessern.
Nicht ohne Erwähnung soll auch die Dauerausstellung interessanter, historischer Druckmaschinen und anderer Technik rund um die Druckgrafik im Museum der Arbeit bleiben. Von Ehrenamtlichen betreut, konnten die Besucher sich viele Funktionen nicht nur zeigen, sondern auch in Aktion vorführen lassen – Fotomotive gab es für mich dazu.
Nicht nur KnowHow habe ich aus Hamburg mitgebracht – die zwei Tage umgeben von „Buchmenschen“ waren auch geeignet, meine Eindrücke vom Zustand der Menschheit vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen: Liebenswürdigkeit, Gesprächslust, Wissen, Respekt vor Mensch und Ding sowie Hingabe an ein Werk sind doch nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. Buchkünstlern sei Dank!
Hallo Ule,
sehr schöner Bericht über das Museum um ne ecke bei mir….ich bin auch oft da, die Gegend ist bodenständig, das Museum hat tolle Ausstellungen ,hält alte Handwerkskunst hoch und einmal im Monat gibt es auf dem Hof einen Flohmarkt….ist halt die Barmbeker Arbeiterecke 🙂
LG Jürgen
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Hallo Jürgen, die olle Fabrik (die sich gerade feinmacht, schien mir) hat das Zeug zum Stadtteilzentrum.
Da hätten wir uns ja glatt auf einen Kaffee treffen können, wenn ich mich zwei Tage lang dort rumgetrieben habe!
Nächstes Mal …
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Gerne, hätte aber an dem Wochenende nicht geklappt, musste arbeiten, das Los der Freiberufler…aber wenn du nochmal hierhin kommst sag doch vorher Bescheid …und die Fabrik ist schon toll, Barmbek ist ja im Krieg fast komplett zerstört worden und sieht heute auch so aus, da ist dieser alter Klotz wie ein Rettungsanker im Neubauklinkereinheitsbrei…
Grüsse, Jürgen
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Von Einheitsbrei kann bei der Fabrik wirklich keine Rede sein. Hoffentlich wird sie nicht zu fein.
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Tolle Eindrücke hast du da mitgebracht. Was für ein schöner Beitrag. Ja, Buchdruckkunst, Buchbindekunst ist faszinierend. Das sind oft wirkliche Kunstwerke!! Wie weit bist du denn mit deinen? – Fast hätten wir uns dort begegnen können. Ich wollte eigentlich hin, hab mich dann bei dem kalten Märzwetter aber doch nicht so recht aufraffen können. Jetzt bedaure ich es umso mehr. Vielleicht nächstes Jahr. Aber immerhin konnte ich hier einen schönen Einblick gewinnen. Vielen Dank dafür!
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Das wäre ja lustig gewesen, sich dort zu treffen! Ich war aber bestimmt nicht zum letzten Mal dort.
Mit meiner Buchbinderei? Da übe ich gerade das in Hamburg Erfahrene in technische Verbesserungen der zweiten Auflage umzusetzen – die restliche erste werde ich wohl als Serie von Mängelexemplaren für ’nen Zehner für Porto und Material unter die Leute bringen.
Und die etwas kreativere als „nur“ handwerkliche Art (die mich noch reichlich fordert) der Buchgestaltung versuche ich gerade an einem ersten Unikat, darüber gibt es wohl bald einen kleinen WP-Beitrag, wenn mich der Frühling lässt.
Ich freue mich jedenfalls, wenn dir mein HH-Bericht Spaß gemacht hat.
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Dann hätten wir uns vielleicht gesehen ohne uns zu erkennen. Auch schräg 😉 – Ja, ich bin schon neidisch, was ich verpaßt habe. Ich wollte echt gerne hin, aber es ist auch immer viel Fahrerei mit der Bahn. Aber deine Bilder haben mir viel Freude gemacht! Und jetzt bin ich noch gespannter auf deine Arbeit 🙂
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Mit der U3 ist das Museum der Arbeit (Station Barmbek) sehr komfortabel zu erreichen. Wenn man erst mal in Hamburg ist.
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Wenn man nicht frühzeitig einen teuren Zug bucht, fährt man mit der Ömmelbahn und einmal umsteigen 2,5 bis 3 Stunden. Ohne Übernachtung finde ich das grenzwertig. Schade, daß solche Termine nicht im Frühling oder Sommer liegen. Meine Motivation ließ in der Stärke nach, wie mein Kälteempfinden seinerzeit stieg, obwohl es da schon nicht mehr ganz so kalt war 😉
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O ja, das hätte meine Motivation auch erheblich gesenkt.
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😉 Aber nächstes Mal – unbedingt!!
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I never heard of Dayanita Singh, will change that later today. Thank you for your information.
Yes, „BuchDruckKunst“ (BookPrintArt) in Hamburg was great and I learned a lot for my own work and mainly about the world of books in general.
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Hi Ule, Are you familiar with Dayanita Singh? I wasn’t – she’s a photographer in Delhi, who has shown in Frankfurt, I think. I heard about her today on our national public (non-profit) radio. She has interesting things to say about photographs, objects, books and narrative. I think you’ll find it intriguing.
http://dayanitasingh.net/file-room-book-object/
Here’s the interview on NPR:
https://www.npr.org/2018/04/10/601142938/this-photographer-wants-to-put-a-museum-in-your-pocket
It looks like you went to a great book fair in a beautifully restored factory buildings, and were inspired to take some terrific pictures. The last photo has me very curious. 🙂
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Ganz lieben Dank, dass Du uns hier quasi mit auf Deine Reise nimmst. Wunderbare Momente von einer offenbar traumhaften Messe, die Du hier mit Deinen Fotos eingefangen hast. Ja, ein Wochenende unter Büchermenschen – es kann kaum etwas Schöneres geben!
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Wunderschöne Arbeiten, die Du da machst.
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Danke für deine Zeit, dich damit zu befassen.
Trotz der großen Freude, die mir die Arbeit mit Büchern bereitet und die penibelst saubere Hände erfordert, genieße ich in diesen Tagen das Frühlingsgewühle im Garten, das mir schwarze Fingernägel beschert.
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Während meine Fotografie Ausbildung haben wir auch viel über diese Arbeiten gelernt und auch praktisch geübt. Letztes Wochenende habe ich auch wieder einen Kurs über das Herstellen einer Buchkasette gemacht – immer saubere Hände (leider trotzdem einen kleinen, zu Glück nicht sehr störenden Leimfleck). Bericht kommt demnächst im Blog.
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Dann kennst du ja das Gefühl bei dieser Zitterpartie des Anleimens! Ich wage kaum dabei zu atmen …
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