Womit der Frühling überrascht
Vor einigen Tagen entdeckten wir erschrocken, dass über den Winter unsere liebe Eberesche Schaden genommen hat: ein dunkles Loch im Stamm, darunter ein ebenso großer weicher Bereich unter der Rinde, und Ameisen huschten eifrig ein und aus. Forschendes Herumstochern zeigte, dass der Schaden im Innern deutlich ausgedehnter war, als wir zunächst erkannt hatten. Es waren keine Schädlinge tierischer Art erkennbar, das Holz des Stammes war aber an der Stelle zu etwas Krümelig-Erdartigem zersetzt. Ein Pilz? Ein Virus? (Wie zeitgemäß!) Da war jetzt eine Operation angesagt.
Erkrankte Teile mussten erst mal verschwinden. Munter begann ich mit einem Messerchen zu schaben, musste aber feststellen, dass ich mit der Methode nicht sehr weit kam. Also mussten verschieden breite Stecheisen und ein Holzklüpfel her, die sich als geeignetes Werkzeug erwiesen. Mein Entsetzen stieg mit jedem abgetragenen Span, immer weiter und tiefer musste ich mich in den Stamm hineinarbeiten, bevor alles sauber herausoperiert war. Ich glaube, beinahe wäre das Eisen auf der gegenüberliegenden Seite wieder herausgekommen.
Reichlich viruzides und fungizides Desinfektionsmittel wurde hineingesprüht (hat man ja heutzutage im Haushalt vorrätig) und eine kleine Weile trocknen gelassen. Zeit für ein Foto.
Anschließend musste flüssiges „Baumpflaster“ verteilt werden, um alle offenen Stellen zu schließen. Zum Schluss bekam das Bäumchen noch Schienen aus Dachlatten, damit der nächste kräftige Windstoß es nicht an der Schwachstelle abbricht. Die Schiene wurde anschließend durch eine stabilere ersetzt, aber für ein Foto interessanter war definitiv mein erster Entwurf.
Und nun können wir nur noch hoffen, dass der Patient die Behandlung übersteht …
Hat der Patiend ueberlebt?
LikeGefällt 1 Person
Ja, er lebt noch, bekam aber erstmalig in diesem August vor der Zeit merkwürdig verdorrte Blätter. Ein befragter Gärtner meint, das könne eine späte Reaktion auf den Virenbefall und die OP sein. Wir sollten uns aber nicht sorgen, der Baum mache einen guten Eindruck und könne sich noch erholen.
Nun warten wir gespannt auf das Frühjahr.
LikeGefällt 1 Person
Ich halte die Daumen fuer den Baum!
LikeLike
Vielen Dank, Pit. Es hat wohl geholfen, denn es geht dem Baum gut. Vielleicht sollte ich bald mal ein aktuelles Foto von ihm zeigen.
LikeGefällt 1 Person
Das ist schoen zu hoeren.
LikeGefällt 1 Person
Ich habe bei meiner Esche heute genau das gleiche Schadbild entdeckt. Mich würde interessieren, wie es gelaufen ist seit dem letzten Jahr. Könnte es nicht auch ein Schädling sein? Ich kann 15 cm tief senkrecht nach oben in das Loch stechen. Sollte ein Pilz soetwas tun? Ich möchte meine Esche gerne retten. Viele Grüße!
LikeLike
Du Arme! Deine Sorge kann ich nachfühlen.
Natürlich hat es auch ein Schädling sein können. Aber ich weiß es nicht, nur, dass meine Maßnahmen geholfen haben. Unsere Eberesche lebt, blüht und gedeiht, nachdem sie ein ganzes Jahr bei jedem stärkeren Wind geschient worden ist, damit sie nicht bricht. Nun beginnt sie, die ausgestochene Stelle vom Rand her zu überwallen, so dass wir auf ihre eigene Stabilität wieder vertrauen. An einem Pfosten angebunden bleibt sie aber noch, bis das Loch ganz geschlossen ist.
Viel Glück für deinen Baum.
LikeLike
Viel Erfolg und gute Besserung!
LikeLike
Very, very impressive! I’m almost speechless. You couldn’t have done more, so now it’s „wait and see.“ Good luck, dear tree!
LikeGefällt 2 Personen
Until today, everything looks fine: spring leaves and some blossoms have grown … let’s hope for the best.
LikeGefällt 1 Person
We say, „So far, so good.“ 🙂 The timing of your intervention was probably good, in terms of the season. That tree could not have a better friend. 😉
LikeLike
💕
LikeLike
Ich finde so etwas immer edel! Egal ob es helfen mag oder nicht.
Vielleicht Dankt Dir auch das „Baumbewusstsein“, egal, ob die Rettung durchschlägt oder nicht.
Ich mag das!
LikeGefällt 1 Person
Der schönste Dank wäre, wenn das Bäumchen überlebt und die Kraft findet, die Wunde zu vernarben und zu überwachsen, lieber Gerhard. Ich gehöre halt nicht zu den Menschen, die Pflanzen wie Sachen behandeln: kaputt? Ab in die Tonne! Mein Garten hat eine recht umfangreiche Lazarettabteilung.
LikeGefällt 2 Personen
Mit Keramik und Zeichnungen mache ich es auch so.
Du weisst vielleicht, daß ich Aktzeichner bin. Eine Kollegin wollte mal 2 Blätter von sich vernichten, ich lies das nicht zu und erbat mir diese. Natürlich ungewöhnlich, daß sie diese rausgab, denn Künschtler wollen keine „schlechte“ Arbeit von sich irgendwo an einer Wand wissen.
Ich aber finde diese Arbeiten immer noch stark.
LikeGefällt 1 Person
In der Kunst ist es ja oft so, dass die schulmäßig makellosen Arbeiten eher etwas steril wirken, stark und unvergesslich jedenfalls sind eher die mit Wunden und Narben.
Die Einschätzung der eigenen künstlerischen Arbeiten wandelt sich im Laufe der Zeit nicht unerheblich, das Potential in Misslungenem erkenne ich oft erst lange Zeit danach. Darum fällt mir auch das Löschen von Bildern so schwer, und das Wegwerfen von Geschriebenem.
LikeGefällt 1 Person
Ein vortrefflicher Keramiker entdeckte einst auf einer Grundstücksmauer seines ehemaligen Nachbars bekannte Stücke.
Es waren, oh Wunder, seine!!
10 Jahre zuvor hatte er sie verbuddelt, voller Kram.
Nun fand er einige ganz passabel….sogar gut manche!
LikeGefällt 1 Person
Kicher!
LikeGefällt 1 Person
Oh, das kommt mir so bekannt vor! Wir haben hier bei uns auch so ein paar gerettete Gestalten. Manche gesunden, bei manchen hat man das Gefühl, sie kämpfen ewig, aber wir schaffen´s so gut wie nie, sie dann einfach zu „entfernen“. Wenn sie doch schon so Kämpfer sind…
LikeLike
Mein Gott, daß war ja wirklich eine krasse OP!!! Da hast du dich wirklich ins Zeug gelegt, Hut ab. Für die Eberesche drücke ich die Daumen, daß sich die Wunde schließt. Wenn sie es nicht schaffen sollte, ist es immerhin tröstlich, daß sie dann in den ewigen Kreislauf eingehen wird und ihr Leben für andere Lebewesen spendet. Aber nach deiner liebevollen Behandlung wird sie es bestimmt schaffen 🙂
LikeGefällt 1 Person
Das hoffe ich sehr. Ständig begutachte ich sie nun nach Spuren dieses Pilzbefalls an anderen Stellen … bisher Fehlanzeige, zum Glück. Und ihr Blattaustrieb wirkt auch ein paar Tage nach der OP völlig unbeeinträchtigt.
Du wirst verstehen, dass ich deiner Begeisterung für Pilze an Holz in der nächsten Zeit etwas reserviert gegenüberstehen werde ☺.
LikeGefällt 2 Personen
Gut gemacht, Ule. Meist denk man ja, Bäume wissen sich sebst zu helfen, aber das stimmt eben nicht immer. Manchmal ist auch mensch gefragt. Ich finde das tröstlich: wir sind nicht nur Schädlinge auf dieser Erde. Nun gute Heilung für euer Bäumchen. Du wirst berichten?
LikeGefällt 1 Person
Gewiss werde ich berichten, danke, liebe Gerda! Der Pilz war in diesem Falle schon quer durch das Herz des Stamms gedrungen, hier hätte die Selbsthilfe des Baumes wohl nicht mehr gereicht. Aber heute, einige Rage nach der Aktion, sehe ich den Blattaustrieb frühlingshaft strotzend prächtig grün, anscheinend unbeeindruckt von den Vorgängen im Stamm.
LikeGefällt 1 Person
das klingt gut und freut mich sehr.
LikeGefällt 1 Person
Haha, die wollen ja auch nur leben! Aber das hört sich doch schon gut an. Ich drücke die Daumen!
LikeGefällt 1 Person
Ich bin tief beeindruckt, liebe Ule, wie du dem Eschensterben entgegen wirkst. Falls diese Operation gelungen sein sollte, was sich ja erst nach einer Weile herausstellen wird, dann musst du diese Methode unbedingt verbreiten. Das Eschensterben ist ja schon seit Jahren ein Thema, ganz besonders auch hier, im Südschwarzwald – es ist ein Pilz, der sich immer weiter ausbreitet, der die Eschen tötet.
Liebe Grüße
Ulli, ich bin echt gespannt!
LikeLike
Was? Eschensterben?? Nie davon gehört! Ist das wirklich im Gange?
Aber bitte doch nicht hier im Garten!
LikeGefällt 1 Person
Ja, dieses Eschensterben geht schon einige Jahre, macht leider auch nicht vor Ebereschen halt. Kannst du ja mal in die Suchmaschine eingeben.
Deine Intuition hat dich auf jeden fall nicht getrügt, da du ja selbst an einen Pilz oder einen Virus gedacht hast.
LikeLike
Hab schon recherchiert – das klingt gar nicht gut. Aber mehr kann ich jetzt nicht tun, nur abwarten.
LikeLike
Vielleicht hast du ja eine heilende Methode gefunden. Ich würde mich freuen und sie mut verbreiten.
Alles Gute für deine Eberesche und dich. ❤️
LikeLike
Das war aber eine markante Wunde! Ich drücke Euch und Eurer Eberesche die Daumen, dass sich all Eure Mühe lohnt und sie bald wieder gesund wird und vor Kraft strotzt! Diese schmucken Bäume mag ich besonders gerne. Wir haben auch einen vielbeachteten Baum davon, der uns viel Freude bereitet. Herzlich, Petra
LikeGefällt 3 Personen
Schrecklich, so ein Loch in dem zarten Stämmchen! Deine Anteilnahme wird sicher helfen, liebe Petra.
LikeGefällt 2 Personen
UUUhhh, das sieht aus, als hättest du den Baum beinahe gefällt, andererseits macht die Schiene auch einen professionellen Eindruck …. Ich wünsche das Beste
LikeGefällt 2 Personen
So fühlte es sich auch an, wie ein Mordversuch. Ich habe ihm die ganze Zeit erklärt, was ich da mache und warum. Und dass es ihm nachher hoffentlich besser geht. Danke für deine guten Wünsche.
LikeGefällt 3 Personen
Danke, ich werde es ausrichten, liebe Diana.
LikeGefällt 2 Personen
och, Mensch, der arme Baum, gut gemacht, viel Glück und gute Besserung! 🌳🍀
LikeGefällt 3 Personen