Nicht nur für den Lyrifanten

Die Frage, die der Lyrifant gestern in einem Kommentar angeschnitten hat, ließ mich nicht ruhen – und so habe ich mich heute mit der Frage von Hintergrund und Vordergrund und deren Vertauschbarkeit oder Betonung beschäftigt, habe dabei viel gelernt und bin trotzdem nicht schlauer.

Gegenstand der Versuche war das Schattenbild des Immergrüns.

So sagt denn ihr, bitte: ist hier irgendwo gelungen, die interessanten Flächen des Hintergrunds zur Hauptsache zu machen, wenn ja, wo am stärksten eurer Meinung nach – wenn nein: hat jemand eine Idee, was passieren müsste, damit das funktioniert?

Anhang

Über die Auswirkungen
von Schwarmpower

Von Herzen erfreut über so viele tief greifende Kommentare und weiter führenden Anregungen habe ich noch mal einen Tag mit diesem Problem der Figur-Grund-Wahrnehmung verbracht und möchte euch gerne an den Ergebnissen Teil haben lassen, die ihr ja stark beeinflusst habt.

Zunächst habe ich mich mit der Abschwächung des Kontrasts und der Unschärfe befasst, die unter anderen Ulli und Lynn erwogen haben; in weiteren Schritten habe ich die Formwahrnehmung zu stören versucht, indem ich das Bild gedreht und Einzelformen „zerstört“ habe:

1 Unscharf
2 Unschärfe Umkehrung Form gestört
3 Unschärfe Umkehrung Form stärker gestört
4 Unschärfe Form stärker gestört
44 Unschärfe Umkehrung

 

Anschließend habe ich angestrebt Vorder- und Hintergrund so gleichberechtigt wie möglich zu machen, indem ich sie nur durch die Konturen getrennt habe. Der Bringer war dann der unter anderen vom Lyrifanten und von Gerda angeregte Beschnitt des Bildes, so dass definierte Flächen in beiden Bereichen begrenzt waren – das Ganze noch auf den Kopf gestellt … finde ich schon ziemlich abstrakt:

5 Umriss dunkel
6 Umriss dunkel 180 Grad beschnitten
7 Umriss hell
8 Umriss hell 180 Grad beschnitten

Der dritte Versuch drehte sich darum, einen stärkeren Ablenker von der pflanzlichen Form einzubauen, um die Kraft des Vordergrundmotivs zu schwächen. Dies haben auch Lynn und Diana angeregt. Denkbar wäre noch – was ich hier nicht getan habe – die menschlichen Figuren in eine vergleichbare Größe zu den Pflanzen zu bringen. Vielleicht reiche ich das noch nach (ich gestehe, dass mein Forschergeist allmählich nach anderen Bildern lechzt).

10 Unschärfe Umkehrung mit Störfaktor
11 Unschärfe Umkehrung beschnitten mit Störfaktor

Für die letzten Varianten habe ich auf das Bild zurückgegriffen, von dem einige von euch in Kommentaren meinten, es käme dem Ziel schon am weitesten nahe und habe damit alles noch ein bisschen weiter getrieben:

14 Nr2 unbeschnitten mit Störfaktor
15 Nr2 beschnitten mit Störfaktor

Das letzte enthält nun die Summe der wirksamen Möglichkeiten, ist also wirklich Ausdruck geballter Schwarmpower – sogar mit einem schwarzen Pinsel habe ich zusätzlich die pflanzlichen Formen zerstört – allerdings hat das wieder dazu geführt, dass die schwarzen Hintergrundformen links oben unterbrochen wurden und nicht mehr eigene Formkraft besitzen. Das wäre noch einen weiteren Versuch wert. Auch ein zusätzlicher Beschnitt unten wäre noch vorstellbar. Aber Bilder beschneiden kann man bei der Betrachtung ja auch, indem man bis zu dem gewünschte Schnittrand scrollt.

 

20 Nr2 mit Schwarmpower und schwarzem Pinsel

Ich danke euch sehr herzlich für die Anregungen zu diesem Experiment, bei dem ich nun erneuten Lernzuwachs bei mir feststellen kann – und Spaßzuwachs war auch dabei.