im eisigen wüstenkönigreich
dort oben gehst du
in parallelen
hoch über mir
unter den schwingen desselben
vogels (dein Beistand des Nachts)
krank von verlangen –
maßlos – nach wahrheit
ist maßlosigkeit möglich
einzig im schreiben?
durch wahnsinnigen riss
abgegrenzt von der
welt der biedermänner
die du hasstest
suchtest
dich rächtest dafür
an dir selbst versuche
wiederzufinden das
gefühl für dich
selbst im schmerz
. der versuch stärker
. als du
geschlagen
hat dich die eule
in lautlosem flug
auch über dem staub
danach ist schweigen
doch schreiben
liegt unverloren
am meer
Ein starkes Gedicht!
Die letzten Zeilen gefallen mir besonders gut und das Wort „unverloren“
Auch nach dem Schweigen liegt das Schreiben
„unverloren“ am Meer –
Trost und Gewissheit in einem.
LikeGefällt 1 Person
Ja, den Trost empfinde ich auch, wenn ich Ingeborg Bachmanns „Böhmen liegt am Meer“ lese, überhaupt ihre zwischen 1964 und 1966 geschriebenen Böhmischen Gedichte.
Das Wort „unverloren“ stammt meines Wissens von Paul Celan, den ich als Dichter sehr verehre. Die Zitate habe ich kursiv gesetzt, um mich nicht mit fremden Federn zu schmücken.
LikeLike
Grundsätzlich würde ich sagen, die Worte gehören uns allen :-).
Ich grüße Dich herzlich
Barbara
LikeLike
Nur die Wörter, meine ich. Wenn sie in besonders charakteristischer Weise gefügt oder neu geschaffen werden und damit zu „Worten“, werden die entstandenen Formulierungen zu geistigem Eigentum des Schöpfers und sollten, wenn sie von anderen verwendet werden, als Zitate kenntlich gemacht werden. In der Lyrik muss das sicher nicht in wissenschaftlicher Zitierweise geschehen, kann sogar einfach aus dem Kontext klar werden, aber mir ist es ein Bedürfnis, nichts als meine geistige Schöpfung auszugeben, was ich nicht selbst formuliert habe.
LikeGefällt 1 Person
wow… ule, das ist toll und so wie ich sie „kenne“, wird ihr das ziemlich gerecht.
großartig!
herzlichst,
diana
LikeGefällt 1 Person
Wenn Bachmann-Verehrerinnen sie hier wiedererkennen, habe ich erreicht, was ich beabsichtigte. Liebe Diana, du erfreust mich mit deinen Worten sehr.
LikeGefällt 1 Person
ich bin begeistert!
liebe grüße
gabriele
LikeLike
Das erfreut mein Herz.
LikeLike
Welch spannender Dialog, der in mir ganz viele Fragen zum Klingen bringt! Ich bin fasziniert von Ingeborg Bachmanns Texten, aber ich bin nicht sicher, ob ich sie (immer) verstehe (ja überhaupt verstehen kann). Aber das Grundgefühl, das Du hier – in Deinem zarten Gewebe aus eigenen und ihren Worten – einfängst, trifft den Kern, glaube ich. Und ist gleichzeitig ein echter Ule Rolff-Text: (selbst)reflexiv und (selbst)kritisch, (grund)widerständig und (eigen)sinnig und dabei voller Poesie! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieses Projekts!
LikeGefällt 1 Person
Du sähest mich freudig errötet in diesem Moment. Deine Worte bedeuten mir viel.
Ob wir diese Frau verstehen können, diese Dichterin mit ihren Texten – das glaube ich auch nicht. Doch je mehr ich über sie lese und erfahre, um so mehr erkenne ich die Verbindungen zwischen ihren Texten und ihrem Leben, um so mehr bewundere ich die Kraft in ihrer Zartheit, die unbedingte Leidenschaft und Lebensfreude in aller Selbstzerstörung.
Und ich sehe deutlicher, was die Nazizeit, der 2.Weltkrieg und die männerbestimmte Zeit danach den Frauen angetan hat.
LikeGefällt 3 Personen