Beginn eines Zyklus mit Gedichten zu Filmen von Wim Wenders.

Den Auftakt bieten zwei Texte zu dem Dokumentarfilm „Chambre 666“, in dem Wenders anlässlich der Filmfestspiele in Cannes 1982 den anwesenden Regisseuren Gelegenheit zu einer Antwort auf die Frage nach der Zukunft des Kinos gibt. Große Namen der Filmkunst nennt der Vorspann, und die Regiegrößen finden sich in dem kleinen Hotelzimmer mit der Nummer 666 ein, um ganz allein auf die gestellte Frage zu antworten.

Die beiden Texte spiegeln meine zwiespältigen Gefühle zu der gezeigten Situation, denen ich je eine eigene Bühne geben wollte: der psychologischen Neugier ebenso wie der leisen Belustigung.

chambre 666

einsam der regisseur
vor der kamera
verkehrte seiten
unbehagen
im falschen dasein
sich selbst inszenieren

gefangen
im sterben des kinos
allein
auf die kamera zu
geht die flucht
zum ausgang
dahinter

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leidenschaftslos

zimmerservice für chambre 666
serviert zehn-gang-menü
„tolle Cannes-rolle à la Wenders“

gruß aus der küche:
libanonzeder an
bedrohlichem orchester

unbehagen der köche
an einsamer
selbstinszenierung

beilage zu allen gängen:
schneegeflimmer an
variationen von sport

seltsam so allein
zu speisen sagt
nur eine frau